Ilse ein Dorf an der Gehle

Das Dorf Ilse gehört zur Stadt Petershagen im Landkreis Minden. Der Kreis Minden-Lübbecke erstreckt sich beidseitig des in Ost-West-Richtung verlaufenden Wiehen­/­Wesergebirges und der in Süd-Nord-Richtung fließenden Weser. Er bildet den nordöstlichen Teil des Landes Nordrhein‑Westfalen.

Termine

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Geschichte

Ilse – Ort einer archäologischen Sensation

In den Jahren 1998 und 1999 wurden im alten Ilser Siedlungskern "Dorf" Grabungen furchgeführt, deren Ergebnis einer archäologischen Sensation glich. Es wurden 17 Frauen- und wohl 3 Männergräber freigelegt, dann bei späteren Grabungen nochmals 3 Gräber. Die Frauen waren mit reichen Schmuck bestattet worden: mit bronzenen Arm- und Beinringen, bronzenem Spiralschmuck. Der Fund wurde in die Zeit um 550 v. Chr. (frühe Eisenzeit) datiert.

Das Überraschende und Besondere ist die hier vorgefundene Körperbestattung der Toten; denn zu der Zeit war in unserem Raum, der zur "Nienburger Kultur" zählt, Urnenbestattung üblich. Aber auch darüber hinaus ist der Ilser Fund für den ganzen norddeutschen Raum eine Einmaligkeit.

Die Bestatteten, die einer hier fremden Kultur angehören, sind vermutlich aus Südwestdeutschland zugewandert, wo zu dieser Zeit (späte Hallstattzeit) Körperbestattung üblich war. Möglicherweise haben die Männer Fernhandel getrieben. Darauf deuten Teile des Schmuckes hin. Offen ist noch die Frage, wo genau die Siedlung der "Zugereisten" lag. Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang die unweit des Bestattungsfeldes gefundenen römischen Münzen? Weisen sie etwa auf eine Nachfolgesiedlung hin? Es gibt noch manches zu erforschen.

Eins aber steht fest: "Der Schmuck der Frauen von Ilse vor 2550 Jahren ist das Beste, was wir aus dieser Zeit in Westfalen haben", lautet das Urteil der Fachleute. Der Ilser Fund ist heute Teil der ständigen Ausstellung im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne.

Kontinuierliche Besiedlung seit altsächsischer Zeit (ca. 500 n. Chr.)

Ob sich nach den "Zugereisten aus Südwestdeutschland" zeitweilig noch andere Gruppen am gleichen Ort niederließen, muss Spekulation bleiben. Mit Sicherheit aber kann man davon ausgehen, dass seit der altsächsischen Siedlungsperiode eine kontinuierliche Besiedlung des alten Dorfkerns bestanden hat. Während der Zeit von 400 - 600 n. Chr. sickerten die Sachsen, von Jütland kommend, in unseren Raum ein und überlagerten die hier ansässigen Cherusker. Ihre Spuren hinerließen sie in dem Namen, den sie ihrer Siedlung gaben. Ilse setzt sich zusammen aus den altsächsischen Wörtern "il" für Schilf und "asa" für Wasser. Ferner sind die hier nachgewiesenen Lomastreifenfluren Indiz für eine sehr alte Siedlung. Die Anhäufung von Halbmeierhöfen (1676 sind es acht) ist ein weiteres Glied in der Beweiskette.

Viele Dörfer oder Ansiedlungen unserer engeren Heimat stammen aus jener Zeit. Genannt seien Bierde, Gorspen, Vahlsen, Döhren, Ilvese. Sie alle liegen wie Ilse am Bachlauf der Gehle, die bei Ilvese in die Weser mündet.

Schriftlich erwähnt wird Ilse erstmals im Jahre 1251, und zwar in einer Urkunde über den Verkauf einer Hausstelle in Ilse an das Kloster Loccum.

Siedlungsgeschichte des Ortsteils Wulfhagen

Etwa 1 km nördlich von Ilse (Dorf) liegt, ebenfalls an der Gehle, der Ortsteil Wulfhagen, und in einiger Entfernung befinden sich am gleichen Bachlauf die Gehlhäuser. Im Mittelalter und bis in die Neuzeit werden beide Ansiedlungen weitgehend ihr Eigenleben geführt haben. Sie lagen nämlich in der Harler Mark mit dem Domkapitel zu Minden als Markenherrn und gleichzeitig auch als Grundherrn. Ilse dagegen lag in der Ilser Mark, die sich im Osten bis Wiedensahl ausdehnte. Markenherr war hier der Bischof von Minden, und in den meisten Fällen war er auch alleiniger Grundherr über die Ilser Stätten. Man wusste also verschiedenen Herren dienen.

Gehlhäuser ist älter als Wulfhagen. Die aus dem 13. Jhdt. Überlieferte Bezeichnung "Gehlthorpe" weist mit dem Namensteil "-thorpe" (-dorf) auf altsächsischen Ursprung hin. Drei ehemalige Halbmeierhöfe lassen ebenfalls auf diese zeitlich Einordnung schießen. Jedoch nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Ansiedlung an Bedeutung. Die Bezeichnung lautete auch nur noch "by der Gehle".

Die Anfänge des Ortsteils Wulfhagen werden im hohen Mittelalter (etwa 12. Jhdt.) zu suchen sein, als hier in der Harler Mark, im Bereich des "Liehe" ein Markkötterhof gegründet wurde. Bis 1845, bis zur Auswanderung seiner Besitzer nach Amerika, bestand er unter dem Hofnamen "Liggewulf". Ein merkwürdiger Name! Wahrscheinlich verballhornt aus ursprünglich "Liehewulf", der "Wulf im Liehe". Jener Wulf könnte auch Namensgeber für den späteren Ortteil gewesen sein. Der zweite, noch heute bestehende Kötterhof ist wahrscheinlich aus einer Teilung des ersten hervorgegangen. Bis 1650 kamen zu diesen beiden Höfen noch 3 Brinksitzerstellen hinzu.

Entwicklung der „Bauerschaft Ilse“ im 19. Jh.

1670 gab es in der Bauerschaft Ilse 32 Stätten, und zwar 22 in Ilse (8Halbmeier, 7 Kötter, 7 Brinksitzer), 5 in Wulfhagen (2 Kötter, 3 Brinksitzer), 5 in Gehlhäuser (3 Halbmeier, 1 Kötter, 1 Brinksitzer), davon wurden die letzten beiden offiziell zu Windheim gezählt. Im Dorf gab es außerdem eine Schule, die "Capelle" die auch für kirchliche Handlungen genutzt wurde, Wahrscheinlich war sie bald nach der Reformation eingerichtet worden..

Auf diesem Stand stagniert die Entwicklung für lange Zeit. Nur 3 "Neubauer" kamen in den folgenden 130 Jahren hinzu, in jedem Ortsteil einer.

Über Jahrhunderte hatte das bäuerliche Besitzrecht mit seiner Abhängigkeit von den Grundherren die Sozialstruktur der Dörfer geprägt und einer Weiterentwicklung im Wege gestanden. Erst die Reformen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts markierten eine Wende. Die Bauernbefreiung brachte die volle rechtliche Verfügung über die eigene Person und den Besitz (allerdings nach dessen Ablösung durch Geldzahlung). Sie umfasste das Recht der Freizügigkeit ebenso wie das Verkaufes oder Kaufes ganzer Höfe oder einzelner Parzellen davon. Zusammen mit den Gemeinheitsteilungen in dieser Zeit entstand ein nie gekannter freier Bodenmarkt. Vieles kam in Bewegung, und die sozialen Folgen waren bedeutsam, auch für unser Dorf.

Mehr als ein Drittel (12) der 32 alten Stätten wurden im 19. Jahrhundert aufgelöst, meist weil ihre Besitzer nach Amerika auswanderten. Andererseits aber wuchs die Bevölkerung trotz Auswanderung, Hungersnöten und einer großen Sterberate kräftig an. Erstmals gab es nun für die nachgeborenen Söhne und Töchter der alten Stätten, die Heuerlinge, Knechte und Mägde eine eigenen Lebensperspektive. Nach Abschaffung der persönlichen und besitzrechtlichen Einschränkungen hatte jeder uneingeschränkten Zugang zu Grund und Boden.

Vor dem kurz aufgezeigten sozialgeschichtlichen Hintergrund entstand seit Anfang des 19. Jahrhunderts in dem bisher unbesiedelten Gebiet östlich der Gehle der Ortsteil Feuerschicht, der sich in untere und obere Feuerschicht teilt. Für die neuen Siedler war es ein hartes Stück Arbeit, um zu einem bescheidenen Wohlstand zu kommen. Von einigen ist noch bekannt, dass sie im Frühjahr zum Grasmähen nach Holland aufbrachen. Aus dem Hollandgang entwickelte sich die Tradition des Heringsfangs, die bis nach dem 2. Weltkrieg andauerte. Im Laufe der Jahrzehnte gingen fast aus jedem Hause dieses bald größten Ortsteils Heringsfänger hervor, oft in mehreren Generationen, darunter auch viele Kapitäne.

Auch im 20. Jahrhundert was das Gebiet östlich der Gehle bevorzugtes Baugebiet. Seit Mitte der 50-er Jahre entstand im Bereich des Ilser Brinkes eine neue Siedlung. In den letzten Jahren konnten auch Baulücken geschlossen werden. So hat sich der Ort insgesamt kontinuierlich, aber in überschaubarem Rahmen weiterentwickelt. Am 31.12.06 betrug die Zahl der Wohnhäuser 119. Mit Hauptwohnsitz waren 412 Einwohner, mit Nebenwohnsitz 11 gemeldet.

Ilse – heute Teil der Stadt Petershagen

Seit der Gebietsreform im Jahre 1973 ist Ilse ein Teil der Stadt Petershagen. Um bürgerliches Engagement für den eigenen Ort zu erhalten und für die Gesamtstadt zu aktivieren, wurden in allen Ortschaften der Stadt Kulturgemeinschaften gegründet, bestehend aus Vertretern der kulturtagenden Vereinen, Vereinigungen und Institutionen. Als Bindeglied zwischen der Ortschaft einerseits und dem Rat und der Verwaltung der Stadt andererseits wurde außerdem ein Ortsvorsteher eingesetzt. Von 1973 bis 1994 bekleidete Willi Seele dieses Amt. Er war während der gesamten Zeit aus Ratsmitglied. Sein Nachfolger als Ortsvorsteher ist Friedrich Teikemeier. Von 1994 bis 2004 war er ebenfalls Mitglied des Rates. Die Entwicklung dieser Institution - Kulturgemeinschaft und Ortsvorsteher - hat sich bewährt.

Die Ilser Bürger indentifizieren sich weiter mit ihrem Dorf, und viele setzen sich in mannigfaltiger Weise ehrenamtlich für die Belange der Gemeinde ein. Aus der Vergangenheit ist zu erwähnen der große Einsatz beim Ausbau, der Gestaltung oder Erweiterung zahlreicher Gemeinschaftseinrichtungen und bei den umfangreichen Eingrünungsmaßnahmen. Öffentliche Anerkennung fand das bürgerlichen Engagement bei den Wettbewerben "Unser Dorf soll schöner werden" in den 70-er und 80-er Jahren. Ilse wurde dreimal Kreissieger in seiner Bewertungsgruppe. Auf Landesebene errang es eine Bronze- und zwei Silberplaketten, dazu zwei Sonderpreise, und zwar für den Ausbau und die Gestaltung eines Spielplatzes sowie für die Einrichtung einer Webstube. Eine große Gemeinschaftsleistung mit überörtlichem Charakter war auch die Gestaltung der 750-Jahr-Feier im Jahre 2001. Anlässlich dieses Jubiläums erschien das Buch "Ilse - ein Dorf an der Gehle" von Wilma und Willi Seele mit Beiträgen zur Geschichte des Dorfes auf 470 Seiten. Restexemplare sind noch über die Kulturgemeinschaft Ilse zu beziehen.

750-Jahr-Feier im Jahre 2001

Eine große Gemeinschaftsleistung mit überörtlichem Charakter war auch die Gestaltung der 750-Jahr-Feier im Jahre 2001. Anlässlich dieses Jubiläums erschien das Buch "Ilse - ein Dorf an der Gehle" von Wilma und Willi Seele mit Beiträgen zur Geschichte des Dorfes auf 470 Seiten. Restexemplare sind noch über die Kulturgemeinschaft Ilse zu beziehen..

Zum Gedenken der Kinder die im Jahre 1945 verstarben

Wir gedenken der fünf Kinder, die vor achtzig Jahren nach den Kämpfen an der südlichen Mittelweser in der Ortschaft Ilse unerwartet und auf tragische Weise beim Spielen mit Kriegsmaterial ihr Leben verloren. Welche Hintergründe und Ursachen führten letztlich zu diesem Unglück?
Im Jahre 1945 hatte sich nach dem Überschreiten von Oder und Rhein durch sowjetische und westalliierte Truppen während der Osterfeiertage am 1. und 2. April das bevorstehende Kriegsende abgezeichnet. Die westalliierten Verbände wollten die Lage im zügigen Vorstoß über Weser, Aller und Elbe hinweg zu ihren Gunsten beenden. Während der Osterfeiertage war ein Bataillon deutscher Marineinfanteristen im Eisenbahntransport vom dänischen Esbjerg zunächst nach Minden, anschließend nach Hille und bis zum 6. April an die Weser bei Windheim zur Verteidigung verlegt worden. Teile des Bataillons hatten sich im Fußmarsch nach Osten in die Provinz Hannover abgesetzt und einen Teil der Waffen, Munition und persönlicher Ausrüstung in den Ortschaften zurückgelassen.
Am 7. April stießen gepanzerte britische Gefechtsverbände über eine Kriegsbrücke in Petershagen zum Steinhuder Meer und weiter zur Aller vor. Die in Windheim an der Bahnlinie eingesetzten deutschen Infanteristen zogen sich nach kurzem Gefecht über Gorspen-Vahlsen-Loh und Ilse nach Rosenhagen zurück. Auf beiden Seiten waren mehrere Opfer zu beklagen. Die Bevölkerung hatte Schutz in den Gebäuden gesucht. Die eigentliche und tragische Katastrophe in der Ortschaft Ilse ereignet sich jedoch drei Tage nach dem Durchmarsch der britischen Truppen, als sich gerade der Eindruck einer bevorstehenden Waffenruhe unter den Einwohnern verstärkt. Am 10. April spielen fünf Kinder mit den Kampfmitteln, die am Straßenrand zurückgelassenen wurden. Dabei werden der elfjährige Horst Rennekamp, der zehnjährige Helmut Hägermann und der achtjährige Ernst Könemann aus Ilse durch eine Explosion tödlich verletzt. Auch zwei Spielkameraden, die acht- und zehnjährigen Brüder Walter und Werner Philipsen, deren Familie von Gelsenkirchen-Buer nach Ilse evakuiert worden ist, verlieren ihr Leben. Im Juli 1945 ordnet die Militärregierung der Britischen Besatzungszone die unverzügliche Entsorgung von Kriegsschrott jeglicher Art an.

Rede von Herrn Hermann Kleinebenne anlässlich des 80. Todestages der fünf verunglückten Kinder in Ilse April, 2025



Aus der Veröffentlichung von 1977: Die Eroberung des heutigen Stadtgebietes von Petershagen 1945 durch alliierte Truppen Gemeinschaftsarbeit der Ortsheimatpfleger und Kulturgemeinschaften der Stadt Petershagen Zusammengestellt von Erhard Saecker, Stadtheimatpfleger Petershagen Hier aus einer Sammlung von Berichten, zusammengetragen von Ortsheimatpfleger Gottfried Fabritz

In einem Zeitzeugenbericht zu dem Tod der tödlich verunglückten Kinder wird von Luise Falkenberg aus Ilse, wie folgt berichtet:

… „Am 10. April wurden fünf Kinder durch explodierende Munition bei Rohlf Nr. 74 getötet. Dort lag Munition im Graben. Die Kinder hatten sich zum Spielen Stahlhelme aufgesetzt und Koppel umgebunden. Vermutlich zündete einer der Jungen eine Eierhandgranate, die bei der Explosion noch mehr Munition explodieren ließ. Die Kinder wurden furchtbar getroffen. Zum Teil wurden ihnen Hände und Füße abgerissen. Sie waren sofort tot. Es war für mich ein furchtbarer Anblick. Die gemeinsame Beerdigung war am 13. April auf dem Windheimer Friedhof. Der Trauerzug ging von Könemann Nr. 7 aus. Als der Trauerzug Ilse in Richtung Windheim verließ, näherte sich von Gorspen-Vahlsen her eine Anzahl Fremdarbeiter. Daraufhin kehrten viele Männer um, um die Ilser Häuser zu schützen. So waren fast nur Frauen auf dem Friedhof in Windheim. Pastor Bachmann hielt die Trauerfeier.“

Ansprechpartner

Ortsbürgermeister

Dietmar Meyer
Ilser Dorf 5
Tel. 05705 7667
Handy 0151 42632870
E‑Mail: dm7667@t-online.de

Ortsheimatpfleger

Stefan Berg
Wulfhagen 7
Tel. 05705 144237
Handy 0176 27594455

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Vereine

Logo Seemannsverein Seemannsverein

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Ilser Feuerschicht 57

Tel. 05705 7267

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F.-W. Eick
Ilser Dorf 14

Tel. 05705 273
fw.eick@web.de

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Marvin Meyer
Unterm Ilser Brink 3

Tel. 0157 54007669
marvin_meyer94@gmx.de

Logo Schießclub 96 Ilse Schießclub 96

2. Vors.: Doris Heuer
Tel. 05705 7794

Logo Bürgerbataillon Bürgerbataillon

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Niko Eikmeier
Neuenknicker straße 24

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G. Limbach
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Maren Strohmeier
Loccumer Str. 31b

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